Revier-Check – Leogang in Österreich

Zwischen Flowtrail und Fahrverbot

Mit Superlativen geizt die Region Saalfelden Leogang nicht. Doch wie viel steckt wirklich hinter dem Hype um Österreichs grösste Bike-Destination? Ein Augenschein vor Ort zeigt: Der Bike-Park ist top ausgebaut. Abseits davon bewegt man sich allerdings sehr schnell im illegalen Bereich.

Die Hochglanz-Broschüre der Urlaubsregion Saalfelden Leogang macht neugierig. Denn da heisst es etwa: «Österreichs grösste Bike-Region», «eine der Top-Mountainbike-Destinationen Europas» oder «Europas grösster Einsteiger-Bikepark». Zudem erfährt man gleich auf den ersten Seiten, dass Saalfelden Leogang im vergangenen Jahr mit dem «Best in Travel»-Award des renommierten Reiseverlags «Lonely Planet» ausgezeichnet wurde. Auch nicht unerwähnt bleibt die Tatsache, dass Leogang seit 2010 Schauplatz des einzigen österreichischen UCI Mountain Bike Weltcups ist. Wir wollen uns mit eigenen Augen davon überzeugen, ob die Bike-Destination hält, was sie verspricht. 

Die Wetterprognose Mitte Juni verspricht vier sonnige, heisse Tage und unser viertägiger Österreich-Abstecher beginnt auch sonst erfreulich: Wir reisen mit dem Eurocity ab Zürich in fünfeinhalb Stunden ohne Umsteigen pünktlich und entspannt nach Saalfelden. Am Hauptbahnhof in Zürich stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, die mit dem Fahrrad verreisen. Das Verladen klappt speditiv. Das österreichische Bahnpersonal ist routiniert bei der Sache und das eher ältere Rollmaterial mit eigenem Fahrrad/Gepäckabteil bietet genügend Platz für die Fahrräder, die in der richtigen Reihenfolge verladen werden müssen, damit bei Ankunft am Zielbahnhof die Velos zeitsparend vorneweggenommen werden können, was sehr gut geklappt hat. Auch nach Schichtwechsel wusste der Schaffner, welches Bike den Zug am jeweiligen Bahnhof verlässt.

Vor Ort checken wir ein bei «Mama Tresl» gleich vis-à-vis der Talstation der Bergbahnen Leogang. Ein originell eingerichtetes Sporthotel mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und eigenem Bike-Verleih. Es sollte aber noch besser kommen: Den Abend lassen wir im Gourmetrestaurant «Dahoam» mit einem 9-Gänger (!) ausklingen (mehr dazu im Magazin, Ausgabe 2/25). Am Anreisetag reicht es sogar noch für eine Biketour am späteren Nachmittag. Das E-Bike macht’s möglich: Im Turbomodus absolvieren wir fast mühelos rund 1100 Höhenmeter und verschaffen uns auf dem Kleinen Asitz einen ersten Eindruck vom Bikepark und der atemberaubenden Aussicht auf das «steinerne Meer» und die umliegende Bergwelt. Mit dieser für einen Alpenraum doch eher ungewöhnlichen Bezeichnung, die bei meersuchenden Badeferienfans auch schon für Irritation gesorgt haben soll, wird im Pinzgau die markante Kalkhochfläche genannt. Sie gehört zu den Berchtesgadener Alpen und bildet eine imposante Bergkette an der Grenze zwischen dem Salzburgerland und Bayern beziehungsweise Berchtesgaden.

Wir erreichen den höchsten Punkt auf 1869 Metern über Meer um 17 Uhr. Da die letzte Bergbahn bereits vor einer halben Stunde gefahren ist, haben wir den Berg für uns alleine und staunen zunächst über die Vielfalt der Unterhaltungsmöglichkeiten, die weit übers Biken hinausgeht. Der Asitz wurde touristisch als «Berg der Sinne» konzipiert mit Wald-Spazierwegen, Panoramaliegen, Wasserfällen und «Flying Fox XXL» (mit 130 km/h eine der schnellsten und längsten Stahlseilrutschen der Welt) – die zu Nervenkitzel oder kontemplativen Momenten mit Aussicht einladen. Kernstück ist aber klar der Bikepark mit seinen 13 Lines für Mountainbiker, die jedem fahrerischen Niveau gerecht werden sollen.

Auf der Karte sind sie so zahlreich, dass wir die Qual der Wahl haben. Es lohnt sich beziehungsweise es ist unumgänglich, sich vorab mit den verschiedenen Farben und Bezeichnungen der Trails vertraut zu machen. Denn es kann durchaus sein, dass die Line nach kanadischem Vorbild in einem Northshore-Trail mündet, über einen Wurzelteppich führt oder sich plötzlich ein grosser Absatz vor einem auftut. Wir entscheiden uns, am ersten Tag nicht gleich volles Risiko zu gehen und damit für den rund vier Kilometer langen, auf der Karte blau eingezeichneten Hangman II, der auf knifflig zu fahrende Passagen weitgehend verzichtet. Ein relativ breiter Flowtrail mit so vielen Steilwandkurven, dass es einem beinahe schwindlig wird. Selbst dieser setzt aber ein gewisses fahrtechnisches Können voraus. Man muss wissen, wie man im steilen Gelände bergab fährt, sonst wird’s gefährlich – oder mühsam, wenn Schieben neben der Strecke angesagt ist. Wir staunen mit welchem Aufwand die breite Bikepiste durch den Wald und in die steile Flanke des Bergs gebaut wurde.

Den kompletten Revier-Check mit Routenangaben und Insidertipps gibt es in der Ausgabe 2/25 im Magazin easybiken.

Text: Andrea Freiermuth, Fotos: Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 2/2025

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