«Es gibt wichtigere Dinge als möglichst viel zu verkaufen.»

Mit viel Fleiss, Beharrlichkeit und etwas Glück hat Beat Zaugg Scott Sports in 30 Jahren zu einem der weltgrössten Sportartikelunternehmen geformt. Die Westschweizer Firma verkauft inzwischen jährlich mehr als eine Million Fahrräder und will 2021 die Umsatz-Milliardengrenze knacken. Im Interview erklärt der Patron, was die Corona-Krise ausgelöst hat.

Herr über 1 Million Fahrräder und bald 1 Milliarde Franken Umsatz: Beat Zaugg, CEO und Mitinhaber der Schweizer Firma Scott.
Herr über 1 Million Fahrräder und bald 1 Milliarde Franken Umsatz: Beat Zaugg, CEO und Mitinhaber der Schweizer Firma Scott.

Es ist ein beeindruckender Neubau, den Scott-Sports-Mitinhaber Beat Zaugg als Firmenzentrale in der Industriezone von Givisiez bei Fribourg errichten liess. Ein architektonisches Statement, das auch bezüglich Gebäudetechnik perfekt mit dem Anspruch der Scott-Produkte korrespondiert. Technologisch hochstehend, zeitgemäss, modern, nachhaltig und aufsehenerregend. Vor allem letzteres ist allerdings nicht so das Ding von Beat Zaugg, einem leisen Menschen, der lieber im Hintergrund die Fäden zieht. Für easybiken machte er eine Ausnahme und empfing Martin Platter zum grossen Interview.

easybiken: Beat, wie hast du bzw. Scott Corona erlebt?
Beat Zaugg: Wie erhielten anfangs Januar 2020 erste Mitteilungen aus Asien, dass da etwas am Entstehen ist, was die Leute beunruhigt. Bei uns in der Schweiz war das zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema. An der ISPO Ende Januar in München machten wir dennoch einen grossen Bogen um alle Asiaten. Im Februar sind wir bereits nicht mehr gereist. Ich hatte das Virus die ersten beiden Wochen im März. Belastend war, dass mich kein Arzt sehen wollte.

Was waren die Auswirkungen, als plötzlich diese enorme Nachfrage an Fahrrädern und Sportartikeln vorhanden war?
Mitte Februar sah es freilich noch anders aus. Zuerst wollten die meisten unserer Kunden ihre Bestellungen annullieren oder zumindest reduzieren und auch die Zahlungsmoral liess zu wünschen übrig. Wir dagegen hatten volle Lager mit Waren, die uns niemand mehr abnehmen wollte. Sechs Wochen dauerte ­diese Phase, die mir den Schlaf raubte. Ich ging buchstäblich durch die Hölle. Erst ab Ende März begann sich die Lage zu entspannen und die Kunden bestellten wieder. Das wiederum brachte unsere Logistik an den Anschlag, denn nun mussten alle Rückstände in kurzer Zeit ausgeliefert werden. Die Folge waren Sechstagewochen in zwei Schichten – inklusive arbeiten an allen katholischen Feiertagen; nicht im Homeoffice, sondern im Lager.

Während des Lockdowns schien es, als ob plötzlich alle Velofahren wollten...

Mit Blick auf alle Märkte denke ich, dass es nicht unbedingt nur das Velofahren war. Wir Schweizer wurden während des Lockdowns bevorzugt behandelt, wenn man beispielsweise mit den Südländern vergleicht, die bis zu zehn Wochen zu Hause bleiben mussten. Die Leute wollten nach dieser Zeit einfach nur raus, um sich zu bewegen, egal, ob mit dem Fahrrad oder zu Fuss. Der Sportartikelindustrie hat ausserdem geholfen, dass die Leute nicht verreisen konnten und auch der öffentliche Verkehr wegen der Ansteckungsgefahr markant an Beliebtheit eingebüsst hat. Das alles hat den Fahrrad- und E-Bike-Absatz buchstäblich beflügelt.

...

Was ist für dich interessanter: normale Fahrräder oder E-Bikes zu produzieren?
Für uns als Firma ist es wichtig, den richtigen Mix zu haben zwischen muskulären und elektrischen Fahrrädern. 20 bis 25 Prozent motorisiert und 75 bis 80 Prozent Bio-Bikes erachte ich als idealen Mix. Wir wollen auf allen Märkten reüssieren. Ob das jetzt Kinder­fahrräder oder Fahrräder unter 1500 oder 2000 Euro beziehungsweise Dollar sind. Man muss sich bewusst sein: Der Markt für Elektrofahrräder ist sehr gross in Mittel­europa; in Ländern wie Deutschland, Österreich, Schweiz, Benelux, in Italien, Frankreich und Spanien. Anderenorts auf der Welt ist es aber nicht so, das jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike ist. Als weltweit agierende Marke müssen wir dem Rechnung tragen.

Das komplette Interview ist im Magazin easybiken zu lesen. Die Ausgabe 1/2021 lässt sich direkt online bestellen.

«Dafür haben wir 30 Jahre gespart», pflegt Scott-Geschäftsführer und Mitinhaber Beat Zaugg jeweils mit einem freundlichen Lächeln zu entgegnen, wenn er über die Kosten des 2019 eingeweihten Hauptsitzes in Givisiez ausgefragt wird. So viel sei verraten: Es ist ein mittlerer Millionenbetrag im zweistelligen Bereich.
«Dafür haben wir 30 Jahre gespart», pflegt Scott-Geschäftsführer und Mitinhaber Beat Zaugg jeweils mit einem freundlichen Lächeln zu entgegnen, wenn er über die Kosten des 2019 eingeweihten Hauptsitzes in Givisiez ausgefragt wird. So viel sei verraten: Es ist ein mittlerer Millionenbetrag im zweistelligen Bereich.
Die Aerodynamik ist bis heute bestimmender Faktor, wenn Scott neue Sportprodukte entwirft – auch im Triathlon wie das preisgekrönte Scott «Plasma» zeigt.
Die Aerodynamik ist bis heute bestimmender Faktor, wenn Scott neue Sportprodukte entwirft – auch im Triathlon wie das preisgekrönte Scott «Plasma» zeigt.

Interview: Martin Platter, Fotos Martin Platter, Simon Ricklin
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2021

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