Bike Days

«Es gibt Shows zum Staunen und Contests zum Mitmachen»

Nathalie Schneitter ist Messeverantwortliche der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich. 2016 beendete die 31-Jährige ihre Karriere als international erfolgreiche Profi-Mountainbikerin.

Nathalie Schneitter

Das Urban Bike Festival in Zürich findet zum 3. Mal, die Bike Days in Solothurn zum 10. Mal statt. Weshalb hat sich gerade Solothurn als Austragungsort des nationalen Bike-Events etabliert?
Der Standort Solothurn ist auch Velo-Enthusiasten aus der Region zu verdanken. Sie haben den Event, der ganz zu Beginn auch schon in Zürich und in Biel durchgeführt wurde, dahin gebracht. Der Standort eignet sich hervorragend, mit der Altstadt als Kulisse für den Dirtjump-Contest und dem Schanzengraben als natürliche Tribüne für die Zuschauer. Ich bin selber Solothurnerin und bin an den Bike Days das Cross-Country-Rennen jahrelang mitgefahren. Deshalb kann ich auch aus Teilnehmersicht sagen, dass die Bike Days das Saison-Highlight der Velo-Schweiz sind.

Bis 2016 waren Sie selber eine erfolgreiche Mountainbikefahrerin mit Medaillengewinnen an den U23 Europa- und Weltmeisterschaften. Inwiefern fliessen Ihre Erfahrungen in die Gestaltung der beiden Veranstaltungen ein?
Die Infrastruktur und die ganze Abwicklung sind perfekt organisiert und eingespielt. Ich kann aber sicher bei den Teststrecken oder beim Cross-Country durch den Schanzengraben meine Erfahrung einbringen. Ausserdem helfe ich bei der Konzeption zweier Contests mit, die dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt werden: die E-MTB Challenge und Chasing Cancellara, beide führen durch die Solothurner Altstadt. Weil ich Ortskenntnisse habe, kann ich gut beurteilen, worauf zu achten ist – zum Beispiel, dass die Route nicht ausgerechnet um eine Kurve führt, in der im Strassenbelag ein Schachtdeckel steckt, auf dem im Falle von Regen alle ausrutschen. Es sind simple, aber entscheidene Dinge, die es bei der Streckenplanung zu beachten gilt.

Sie sind Expo-Chefin beider Events. Worauf achten Sie bei der Auswahl der Bikes und des Zubehörs?
Die Events liegen zeitlich ideal, im Frühling, wenn die Velolust erwacht, und man nach einem neuen Bike oder nach neuen Komponenten Ausschau hält. An den Bike Days ist es uns wichtig, die ganze Velopalette zu zeigen: Mountainbikes, E-, Road-, Gravel-Bikes, Touren- und Cargovelos. Aber auch das Zubehör ist ein wichtiger Bereich, den wir künftig noch mehr ausbauen wollen. Denn, ein Bike kauft man sich alle paar Jahre wieder, aber Zubehör braucht es regelmässig. Es gibt viele Freaks, die auch extra anreisen, weil sie wissen dass an den Bike Days Produkte zu sehen sind, die es noch in keinem Laden zu kaufen gibt. Bei den Urban Bike Days hingegen wird der Fokus eher auf die urbane Mobilität gelegt, und es werden vor allem Stadt-Velos gezeigt.

Eine Expo, verschiedene Contests, Slow Race, Pumptrack und mehrere Shows stehen jeweils auf dem Programm. Weshalb dieser Angebot-Mix?
Die Expo ist das Herz der Festivals. Aber wenn die Bike Days den Anspruch haben, ein nationaler Event zu sein, müssen auch verschiedene Interessensgruppen angesprochen werden. Es braucht Aktivitäten, bei denen die Besucher mitmachen können und Shows, wo sie staunende Zuschauer sind. In Zürich hatten wir schon zweimal den Bike-Trial-Profi Danny MacAskill, er ist auch dieses Jahr dabei und ein super Publikums-Magnet. Auch das Urban Cyclocross ist bei den Teilnehmenden und beim Publikum beliebt. Das Pendant dazu ist in Solothurn der Swiss Bike Cup, der eher für sportlich Ambitionierte ist sowie die erwähnte E-MTB Challenge, eine Kombination aus Enduro und OL.

Welcher Event ist der beliebteste?
Was wir nach den verregneten Bike Days vom letzten Jahr sagen können: Die Teilnehmenden des Proffix Swiss Bike Cups sind wetterfest. Sie kommen, egal, wie das Wetter ist. Beim Dirtjump ist das anders, da darf nur bei trockener Witterung gesprungen werden. Da hatten wir 2017 Pech; ansonsten wäre dies eines der Highlights des Anlasses, mit einem Schanzengraben voll von begeisterten Zuschauern. Beliebt ist auch der Velotest. Ich persönlich schätze dieses Angebot: Als Profi bin ich immer für ein Team gefahren und konnte mein Bike nicht selber auswählen. Hier habe ich die Möglichkeit, verschiedene Bikes zu vergleichen.

Der MTB-Dirtjump-Contest mit internationalen Top-Shots begeistert das Publikum in Solothurn.
Der MTB-Dirtjump-Contest mit internationalen Top-Shots begeistert das Publikum in Solothurn.
Der MTB-Dirtjump-Contest mit internationalen Top-Shots begeistert das Publikum in Solothurn.

Was lockt bekannte Athleten wie Nino Schurter an die Contests der Bike Days?
Die Bike Days sind bei den Athleten ein beliebter Event, weil er ihnen mit dem Proffix Swiss Bike Cup die Möglichkeit eines top besetzten Rennens bietet, aber auch die Gelegenheit sich mit ihren Sponsoren zu treffen. Scott beispielsweise hat an den Bike Days einen Stand, und Nino Schurter kann da Autogrammstunden geben, und so auch seine Fans beglücken. Cross Country, Dirtjump und BMX Flatland – diese Anlässe bringen Topathleten. In Zürich haben wir das Urban Cyclocross. Es geht da mehr um Spass und Show, aber auch darum, dass ein Normalvelofahrer sich mit den Profis messen kann.

Wer von den prominenten Fahrerinnen und Fahrern wird dieses Jahr vertreten sein?
Fabian Cancellara ist sicher dabei – muss er auch, denn am Chasing Cancellara, einem Breitensport-Anlass, wird er von den andern Teilnehmern durch die Solothurner Altstadt gejagt. Beim Proffix Swiss Bike Cup stehen Nino Schurter und Jolanda Neff wieder am Start.

Welche Erkenntnisse und Erfahrungen bringen Ihnen als Mitorganisatorin diese Events?
Ich war fast 20 Jahre lang im Leistungssport aktiv, und für mich tut sich nun eine neue Velowelt auf. Die urbane Mobilität begeistert mich, ich nehme das Velo nun auch als Alltagsbegleiter wahr. Auch dass es E-Bike- und Bike-Sharing gibt, finde ich toll: Wenn ich mit dem Zug spätabends am Bahnhof eintreffe, nutze ich ein solches Bike, um nach Hause zu kommen. Mich freut zudem, dass die Mitglieder von velosuisse – dem Verband der Velo-Importeure, mit dem wir für die Anlässe in engem Kontakt sind – versuchen, an einem Strick zu ziehen und die Velobranche als Ganzes weiterzubringen und nicht jeder nur an die eigenen Brötchen denkt.

Die Expo ist das Herzstück der Urban Bike Days in Zürich. In der Halle und auf einem dieses Jahr noch grösseren Ausstellungsgelände werden Neuheiten rund um Bike und -Zubehör präsentiert.
Die Expo ist das Herzstück der Urban Bike Days in Zürich. In der Halle und auf einem dieses Jahr noch grösseren Ausstellungsgelände werden Neuheiten rund um Bike und -Zubehör präsentiert.

Inwiefern hat sich die Beziehung des Menschen hierzulande zum Fahrrad in den letzten Jahren verändert?
Ich höre gelegentlich, dass die Jugend nicht mehr Velo fährt und das Tram vorzieht, weil sie beim Tramfahren aufs Smartphone schauen kann. So, wie ich es wahrnehme, wollen Jugendliche gesund und fit aussehen, und ich denke, dass das Velo auch für sie wichtig ist, halt mehr als ein emotionales Alltagsgefährt. Das E-Bike hingegen bringt auch ältere Menschen wieder auf den Sattel. Meine Eltern sind manchmal sieben, acht Stunden unterwegs mit einem Zusatzakku im Gepäck. Im letzten Sommer kam ich am Kunkelspass mit einem 70-Jährigen ins Gespräch, der sich sichtlich freute, dass er trotz Hüftprothese wieder auf den Pass hinauffahren konnte. E-Bikes sind heute aber auch bei den Top-Athleten ein geschätztes Trainingsgerät.

Interview: Maja Fueter

aus: easybiken, Heft Nr. 1/2018

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