Scott Patron eRide 900

Integrativ

Mit dem Patron eRide hat Scott ein Meisterstück in Sachen System­integration abgeliefert. Als erstes E-Mountainbike integriert es neben Akku, Motor und Kabeln auch die Hinterradfederung in den Rahmen. Auf dem Trail liess es keine Wünsche offen.

Mit der Integration von Motor, Akku, Kabel und Hinterradfederung geht Scott so weit wie im Moment kein anderer Grossserienhersteller.
Mit der Integration von Motor, Akku, Kabel und Hinterradfederung geht Scott so weit wie im Moment kein anderer Grossserienhersteller.

Scott zeigt mit dem Patron eRide 900 was bezüglich Systemintegration technisch machbar ist. Bei der Abholung des E-Mountainbikes am Hauptsitz des Westschweizer Fahrradherstellers in Givisiez gab E-Bike-Produktmanager Andreas Ziegler eine Einführung. Diese dauerte fast eine Stunde, so viel hatte Ziegler über das neue Patron zu berichten. Es beginnt beim Rahmendesign, das es in Aluminium und Karbon zu haben gibt. Dank 46-Grad-Drehung des Bosch-Motors im vorderen Rahmendreieck bleibt der Radstand schön kurz, findet selbst bei der kleinsten Rahmengrösse der 750-Wattstunden-Akku genügend Platz im Unterrohr. Zum Laden lässt sich der Stromspender aus dem Rahmen entfernen. Das ist von Vorteil, denn in vielen Berghütten gibt‘s keine Aussensteckdosen und auch nicht in jede Mietkaserne kann das E-Bike so einfach zum Laden in die Wohnung genommen werden. Um das Gewicht gering und die Stabilität des Rahmens hoch zu halten, ist das Unterrohr unten offen. Mittels Wartungsklappe lässt sich der Akku in wenigen Handgriffen entfernen.

Die zweite Wartungsklappe befindet sich unten im Oberrohr und gibt das Federelement der Hinterradfederung frei. Beim Scott Patron ist neben Akku, Motor und Kabel nämlich auch die Hinterradfederung in den Rahmen integriert. Das gibt dem Bike einen einzigartig cleanen Look. Damit dieser nicht von Kratzern verunstaltet wird, haben die Konstrukteure sogar Schraubösen für einen Zentralständer angebracht. Ich musste zuerst schmunzeln, als mir Ziegler auf Wunsch die Nachrüststütze montierte, merkte dann aber bald wie praktisch so ein Seitenständer ist. «Vor allem, wenn du mit dem Kinderanhänger unterwegs bist», hatte Ziegler zu bedenken gegeben. Mit verrenkten Armen und verzweifeltem Blick ahmte er humoristisch seine Frau nach, wie diese jeweils umständlich den Kinderanhänger mit dem ständerlosen E-MTB zu koppeln versucht und löste damit grosses Gelächter aus.

Auf dem Trail fiel die Stütze jedenfalls nicht negativ auf. Die Feder war stark genug, dass der Ständer selbst im rauhen Gelände nie schepperte. Was gewiss auch mit der Schluckfreudigkeit der üppig dimensionierten Fox-Federung zusammenhing, die 16 Zentimeter Weg bot. Dabei sprach sie seidenweich an, was eigentlich nicht mal nötig gewesen wäre, denn die üppig dimensionierten Plus-Reifen von Maxxis schluckten bereits eine Menge der Bodenunebenheiten weg. Scott legt aber noch Einen drauf und bietet eine zweistufige «TwinLoc»-Dämpfung, die sich vom Lenker aus verstellen lässt: Dämpfung ganz offen, teilblockiert mit reduziertem Federweg zum Pedalieren im Gelände und komplett blockiert für Asphaltabschnitte. Aber braucht es das tatsächlich an einem E-Mountainbike, eine Federung wie am Weltcup-Boliden «Spark» des neunfachen Crosscountry-Weltmeisters Nino Schurter? Fotofahrer Alex, ein früherer Bahncrack, war jedenfalls ganz begeistert als er das Feature entdeckte. Denn damit lässt sich die Sänfte mit zwei Fingerklicks quasi zum Rennvelo umfunktionieren.

Der Bosch Performance CX-Motor mit neuem Tour-Plus-Modus liess keine Wünsche offen. Die Geräuschkulisse erschien nicht mehr ganz so aufdringlich wie beim Vorgänger, was aber auch mit dem Neigungswinkel des Motors und der Scott-eigenen Motorabdeckung zu tun haben könnte. Im Boost-Modus zeigte sich der Antrieb allerdings recht energiehungrig. Gefallen hat ausserdem das Kabel­routing. Erstmals lässt Scott die Kabel nahezu komplett im Rahmen verschwinden. Im Falle einer Reparatur kann sich das jedoch zur Retourkutsche entwickeln, wenn wegen eines simplen Kabelersatzes fast das gesamte E-Bike demontiert werden muss. Ziegler beruhigt jedoch. Er sagt, dass im Inneren des Rahmens extra Kabelkanäle eingebaut worden seien, damit sich Reparaturen nicht zum finanziellen Supergau entwickelten.

Gut zudem der variable Spacer, der trotz versteckter Kabel die Lenkerhöhe wenigstens um einen Zentimeter variieren lässst. Weitsicht bewies Scott mit dem integrierten Rücklicht, das bereits serienmässig an jedem Scott Patron verbaut ist – und das noch bevor in der Schweiz die offizielle Tagfahrlichtpflicht gilt. Das Lichtkabel wurde auch in den Lenker gezogen damit dort ohne grossen Zusatzaufwand ein Scheinwerfer angeschraubt werden kann. Es sind nicht die einzigen Features, die Scott vorgesehen hat. Für das Patron gibt‘s auch Schutzbleche und einen Gepäckträger, falls man das Bike zum Pendeln oder für Backpacking-Abenteuer verwenden möchte.

Der komplette Beitrag ist im Magazin easybiken zu lesen. Die Ausgabe 1/22 lässt sich hier online bestellen.

Text und Fotos: Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2022

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